Freies Pushing Hands / Free Pushing Hands - Beitrag vom DTB-Coach Dr. Stephan Langhoff
Durch rund 50 Jahre Praxis in östlicher Kampfkunst kann Dr. Langhoff den Erfolg und Mißerfolg unterschiedlicher Lernwege zuverlässig einschätzen und die Unterschiede erklären. Hier einige seiner Ansichten.
Der DTB-Weg zum Erfolg
Die anmutigen Bewegungsschleifen der chinesischen Tuishou-Partner-Drills faszinieren aufgrund ihrer Eleganz und scheinbarer Mühelosigkeit. Das "Freie Pushen" ist für viele ein attraktives Fernziel, für das sich der Einsatz lohnt. Wie immer bei fernöstlichen Künsten sind die Basics für den letztendlichen Erfolg entscheidend.
Anfänger begeben sich zunächst enthusiastisch auf ihren Tuishou-Weg. Beim beständigen Üben durchläuft man eine Folge kleiner Fortschritte - aber man erkennt schnell das große Hindernis der Anspannung.
Und schlimmer noch: Bei besser geübten Partnern versuchen viele, mit Härte den Erfolg zu erzwingen. Die in den Taiji-Klassikern geforderte unabdingbare "SUNG-Entspannung" stellt sich nicht ein. Daß dieser Mangel kein Anfänger-Fehler ist, erkennt man an Turnieren der Weltbesten, die ebenfalls "Kraft gegen Kraft setzen". Das Paradoxe: Sie bekommen dennoch den Sieger-Pokal verliehen! Siehe dazu das Chenjiagou-Tournament mit dem Champion Mario Napoli.
Aber dieses Manko ist nach Studien des DTB-Dachverbands nur die Spitze des Eisbergs (s. den englisch-sprachigen Artikel von Dr. Langhoff "The Pushhands Syndrome Explained"). Er belegt zahlreiche weitere Defizite beim "Hände-Schieben". Ein Teil beruht auf dem "Wude-Kodex" der chinesischen Familien-Dynastien des Taijiquan (insbesondere des Traditionellen Yang-Stils). Der DTB warnt davor, solche Wettbewerbe als Vorbild als Anleitung für das eigene Üben zu nutzen. Solche Vorbilder können schnell in Sackgassen führen.
Für die Aus- und Fortbildungen wurde das DTB-Modul-Handbuch erweitert, um eine solide Basis für das "Freie Pushen" zu schaffen. Dreh- und Angelpunkt des DTB-Curriculums ist das gründliche Training der Tuishou-Grundlagen und ein umfassendes Verständnis der Theorie und Praxis der Yin-Yang-Philosophie. Eingearbeitet wurden die sino-japanischen Forschungen zu Historie und Technik der "Nairiki-No-Gyo" (s. Seminare von Toby Threadgill). Dazu zählen Körper-Struktur und Körperhaltung (Posture and Structure) und An- und Abschalten myo-faszialer Ketten (ju-musubi, go-musubi im Shindo Yoshin Ryu Jujutsu). Gut zustatten kommt dabei dem Verband die systematische Verpflechtung der Sparten Tai Chi und Qigong. Die Tuishou-Partnerformen sind integraler Bestandteil dieses Systems. Modularisierter Unterricht s. Tai-Chi-Ausbildung Hannover.
Schritt-für-Schritt-Anleitung für ZPP-Standards
Durch diesen "Blick über den Tellerrand" kann der Verband seinen Lehrbeauftragten vielfältige Konzept-Einweisungen bieten, die alle von der ZPP bundesweit anerkannt sind. Die Pushhands-Formen sind sowohl integriert in Tai Chi als auch in Qigong (Download der "Howto" : https://zpp.taichi-qigong-richtig-lernen-dr-langhoff.de/ ).
Push-Hands-Basics - professionelle Lernschritte
Im DTB-Verband beginnen schon Anfänger mit dem Trainig der Grund-Muster (vertikaler und horizontaler Kreis), sowie mit der Körper-Mechanik des Verwurzelns bei Druck oder Zug des Partners. Quelle: Tuishou Lernen in DTB-Schule für Push-Hands-Ausbildung.
Halbfreies Push Hands im Yang-Stil-Taijiquan
Aufbau-Training: Beim halb-freien Kampf (semi-free-fight) sollte man sich auf spielerische Art vertraut machen mit den Anwendungen der Yang-Stil-Figuren (Bilder) und die spezifischen Möglichkeiten ausloten. Hinzu kommt das Training von Fajin-Explosivkraft. DVD-Download: Push-Hands-Ausbildung Berlin im DTB-Verband .
Lesetipp: Dr. Langhoff über Tai-Chi-Meister.
Embodiment in der Kampfkunst
Die Ich-Vorstellung ist bei Untrainierten ein mentaler Vorgang im Gehirn. Östliche Kampfkünste mit ihrer meditativen und kosmologischen Bezügen verankern die Ich-Wahrnehmung nicht im Bewußtsein sondern im Körperlichen. Dabei ergeben sich vielfältige Wechselwirkungen sehr komplexer Art, die nur schwer zu beschreiben sind.
DTB-Chef-Ausbilder sagt: Nach über 50 Jahren intensiver Beschäftigung mit einem Bereich, der heute neudeutsch "Embodiment" heißt, bin ich mit dieser Körper-Geist-Einheit vertraut. Ebenso wichtig wie die Einheit sind jedoch die Bereiche, in denen die beiden Pole sich nicht beeinflussen dürfen. Bei Partnerübungen z. B. muß der Geist stets ruhig bleiben auch bei hitzigem körperlichem Agieren. Und beim zeitlupenartig langsamem Ausführen der Solo-Form muß der Geist stets gegenwärtig, hellwach und schnell sein ähnlich einem Supra-Leiter. Dies vergleicht man im Osten gern mit Quecksilber oder der "Qi-Metapher".
Für den Experten bietet Push Hands als "Embodiment of Taiji Principles" eine großartige Möglichkeit, die innewohnenden Potenziale zu erkennen und für die eigene Weiterentwicklung zu nutzen. Anders gesagt sind die Zweier-Übungen die anfaßbare Verkörperung der Yin-Yang-Philosophie. Durch langes Training erworbene Reflexe ermöglichen eine Körper-Geist-Einheit, in der Absicht / Bewußtsein eins wird mit der Bewegung. Allerdings brauchen selbst Begabte für die Erfolge dieses "Bewegungslernens" zigtausende Wiederholungen stereotyper Bewegungsmuster (s. Essay Embodiment - Unity of Technique and Spirit").
Lesetipp Freies Pushhands
DTB-Chef-Ausbilder Dr. Langhoff: "Freies Push Hands" ist weit mehr als Kampfsport: Das Händeschieben ist ja gelebte Yin-Yang-Philosophie Innerer Kampfkunst mit der Strategie des "Nachgebens, um zu siegen". Mir ist klar, daß ich meine Erfahrungen ohne persönliche Unterweisung nicht vollständig weitergeben kann. Aber vielleicht kann der eine oder andere daraus etwas für sein eigenes Training ziehen und so davon profitieren. Weiterlesen: Freies Push Hands vs. Tai Chi.